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Frequently Asked Questions - Toprope-Sichern im Seilgarten

FAQs - Toprope-Sichern im Seilgarten
Überblick
Wenn der kletternde Akteur sich nicht selbst sichert und die Sicherung anderen am Boden überlässt ("Fremden"), spricht man von Fremdsicherungssystemen.

In Seilgarten-Programmen werden diese Fremdsicherungssysteme bevorzugt eingesetzt, um in pädagogischen Angeboten und Team-Trainings die Vertrauensbildung und Verantwortungsübernahme zu thematisieren.

Um die Sicherheit zu erhöhen und die Wahrscheinlichkeit von menschlichen Fehlern zu minimieren, sind vom Programmanbieter geeignete technische und organisatorische Maßnahmen festzulegen und verbindlich vorzuschreiben.

Eine Übersicht solcher technischer und organisatorischer Maßnahmen hat der Fachvernband für Seilgärten (ERCA) zusammengestellt: Fach-Information: Toprope-Sichern im Seilgarten

Typen von Aufbauarten bei der Toprope-Sicherung im Seilgarten
In traditionellen Seilgärten wird überwiegend "toprope" gesichert. Hier sind maßgeblich 3 verschiedene Systeme bzw. Aufbauarten zu nennen:
  • Fixer Umlenkpunkt
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    1) Toprope-Sicherung über einen Umlenkpunkt oberhalb der Kletternden (wie an einer Kletterwand)
     
  • Mitlaufender Umlenkpunkt
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    2) mitlaufende Toprope-Sicherung: Bei Traversen-Elementen bewegt sich der Umlenkpunkt immer oberhalb der Kletternden, z.B. mittels einer Seilrolle, die auf einem horizontal verlaufenden Drahtseil mitläuft. Das Sicherungsteam bewegt sich am Boden parallel zum Kletternden.
     
  • 3) Self-Centering-System (SCS), M-Sicherung oder N-Sicherung: Hier bleibt das Sicherungsteam an einer Stelle am Boden stehen. Das vom Seil gebildete "Seil-V" richtet sich automatisch über den Kletternden aus und zentriert die Kletternden beim Ablassen automatisch mittig zwischen den Bäumen bzw. Masten.

Sicherungsmethoden bei der Toprope-Sicherung im Seilgarten
Die drei oben genannten Aufbauarten können jeweils mit verschiedenen Sicherungsmethoden abgesichert werden. Es gilt immer abzuwägen, welches (pädagogische) Ziel verfolgt wird und welche Risiken sich daraus ergeben. Die Auswahl der Sicherungsmethode muss so erfolgen und angepasst werden, dass die größtmögliche Sicherheit erreicht wird. Sicherungsgeräte*, die zum Einsatz kommen können:
  • Dynamische oder handkraftabhängige Sicherungsgeräte (HMS, Tuber, Achter, ...), sofern diese mit Hintersicherungsroutinen eingesetzt werden (z.B. Kurzprusik-Methode, o.a.). Die Hintersicherungsroutine muss selbst dann einen Absturz sicher verhindern, wenn die Personen des Sicherungsteams versagen (beispielsweise das Seil loslassen).
     
  • Autotuber - bremskraftunterstützende und bremshandpositionsabhängige Sicherungsgeräte (MegaJul, Smart, ClickUp, ...). Auch hier können Hintersicherungsroutinen, wie oben beschreiben, zum Einsatz kommen.
     
  • Halbautomaten - bremshandpositionsunabhängige und blockierende Sicherungsgeräte, die teilweise auch mit 'Panikfunktion' für den Ablassvorgang ausgestattet sind (Grigri, Grigri 2, Grigri+, Eddy, Matik, ...). Auch hier können, insbesondere für die Ablassvorgänge, Hintersicherungsroutinen wie oben beschrieben, zum Einsatz kommen.
Zu *:Einteilung der Sicherungsgeräte nach Sascha Weißmüller und Eric Otto in "Berg und Steigen, Heft #99 2017, Seiten 94-97)

Sonder-Methode "Gruppen-Sicherung"
Beispiel Gruppensicherung
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Bei der Aufbauart als Gruppensicherung wird das (Toprope-)Sicherungsseil etwa in Hüfthöhe an einem Fixpunkt umgelenkt und läuft von dort parallel zum Boden. An diesem Seil steht die Gruppe und bildet das Sicherungsteam. Zwei der üblichsten Aufbauarten seien hier beispielsweise beschrieben:
  • Mindestens 4 Personen stehen an dem Toprope-Sicherungsseil, alle mit gleicher Blickrichtung hin zum Aktionselement. Sie ziehen das Schlappseil ein und reichen es durch ihre Hände immer weiter (es sollen keine Schlaufen zwischen den Händen der Sichernden entstehen). Um auch bei dieser Aufbauart größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, soll auch hier eine Hintersicherungsmethode zum Einsatz kommen: beispielsweise könnte die letzte Person des Sicherungsteams über einen Kurzprusik mit dem Sicherungsseil verbunden sein, durch die das Schlappseil hindurchgezogen und immer straff gehalten wird.
     
  • Mindestens 4 Personen halten das Toprope-Sicherungsseil fest in ihren Händen und gehen im Maße des entstehenden Schlappseils immer weiter nach hinten, so dass das Seil der Kletternden immer straff und ohne Schlaufen ist. Um auch bei dieser Aufbauart größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, soll auch hier eine Hintersicherungsmethode zum Einsatz kommen: beispielsweise könnte die letzte Person des Sicherungsteams fest mit dem Sicherungsseil verbunden sein.
Eine andere Hintersicherungsmethode für Gruppen-Sicherungen könnte das Prinzip der Dopplung der Systeme darstellen (bekannt als "redundante Systeme"), indem beispielsweise ein Kletternder immer von zwei unabhängigen Sicherungsteams über zwei unabhängige Sicherungsseile gesichert wird.

Zusammenfasung
Grundsätzlich kann man schlußfolgern, dass die Halbautomaten derzeit am meisten Sicherheitsreserve bieten. Wenn jedoch - z.B. aus pädagogischen Gründen - eine Sicherungsmethode mit einem anderen Sicherungsgerät als einem Halbautomaten ausgewählt wird, ist durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, dass eine vergleichbare Sicherheitsstufe erreicht werden kann (z.B. durch Hintersicherungsroutinen).

Egal, welche Aufbauart, welche Sicherungsmethode und welches Sicherungsgerät zum Einsatz kommen, es muss immer eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen werden. Diese hilft dabei, die notwendigen Maßnahmen und Techniken auszuwählen, die letztendlich die größtmögliche Sicherheit für die Nutzenden gewährleisten.

 
Unsere Zusammenfassung zu 'Toprope- und Fremdsicherungssystemen im Seilgarten' versteht sich als eine allgemeine, von den Standards bzw. Normen her betrachtende Sichtweise, die die Diskussion und Weiterentwicklung anregen soll. Außerdem sollen ergänzende Hinweise zu den ERCA-Standards gegeben und aktuellere Bezüge hergestellt werden, gerade weil die Diskussion um Sicherungsgeräte auch beim Sport- und Hallenklettern derzeit sehr aktiv betrieben wird.

Vorbemerkungen:
  • a) In dieser Diskussion beziehen wir uns auf die Anwendung des Toprope-Kletterns in Seilgärten, welches in der EN15567 (umgangssprachlich: ´Seilgartennorm`) unter die ´Fremdsicherungssysteme´ eingeordnet wird.
  • b) Wir möchten um Verständnis werben, dass wir generell keine konkreten Empfehlungen für spezifische Produkte oder die Produktverwendung von Sicherungsmitteln oder -Methoden an einem uns unbekannten Standort machen können bzw. wollen. Dies lässt sich aus der Ferne einfach nicht beurteilen und muss ganz konkret nach einer genauen Situations- und Gefahrenanalyse vor Ort geplant und entschieden werden.

1) ERCA-Standards und Seilgartennorm EN15567
Sowohl in den ERCA-Standards als auch in der EN15567 wird weder explizit auf bestimmte Sicherungsgeräte verwiesen noch eine nähere Spezifikation vorgenommen.
Aber,
beide geben vor, dass man der Situation und den Gefahren angemessene Sicherungsmethoden auswählen soll/muss, um den Schutz der Teilnehmer zu gewährleisten.

So heißt es konkret ...
... in den ERCA-Betreibungsstandards: „Sichern ist der Gebrauch eines geeigneten Systems (z.B. Seil, Gurt, Helm) auf einem RC (Anm. des Verfassers: RC = Abk. für Seilgarten), um einen angemessenen Schutz für die Teilnehmer zu gewährleisten“ (ERCA-Standards -III- A.9. Sichern). Sowie „Sicherungsgeräte müssen der DIN bzw. EN entsprechen und nach Herstellerangaben eingesetzt werden. (...)“ (ERCA-Standards -III- E.9. Sicherungsgeräte).

... in der EN15567-2:2015, Teil 2, Einleitung (Seilgärten – Anforderungen an den Betrieb): „Die Betreiber sollten auf Grundlage einer Risikobewertung angemessene und praktische Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Teilnehmer und Mitarbeiter sicherzustellen. Dies bedeutet, dass die Höhe des Risikos bei einer bestimmten Betätigung/ an einem Arbeitsplatz/ auf einer Anlage gegenüber Zeit, Aufwand, Kosten, Nutzen und physischer Erschwernis beim Ergreifen von Maßnahmen zur Vermeidung oder Minderung des Risikos abgewogen werden muss. Es wird berücksichtigt, dass die Anwendung jeder Bestimmung dieser Norm möglicherweise nicht unter allen Umständen angemessen ist. Jede Abweichung von der Norm sollte gleichviel oder mehr Sicherheit bereitstellen. Bei einer Abweichung von der Norm sollte eine schriftliche Risikobeurteilung bereitgestellt werden, die die Begründung für die Abweichung enthält. Betreiber von Seilgärten sollten bei der Durchführung von Risikobewertungen auch EN15567-1 berücksichtigen".


2) Gefährdungsermittlung
Diese Vorgehensweise ist in der Praxis ja nichts Außergewöhnliches und wurde wahlweise schon vom Erbauer der Anlage festgelegt und im Betriebsmanual übergeben (siehe auch 5) oder vom Betreiber selbst in einem Dreischritt ähnlich „Situationsanalyse - Gefährdungsbeurteilung – Betriebs-/Handlungsanweisung (oder auch: SOP - Standard Operating Procedure)“ entwickelt und festgeschrieben. Ein Muster-Raster für die Verschriftlichung einer Gefährdungsermittlung ist hier zu finden: Risk-Assessment-Tool (nur für ERCA-Mitglieder verfügbar)

Sowie einige Praxis-Beispiele zu Rettungssituationen in der ERCA-Rettungsempfehlung (nur für ERCA-Mitglieder verfügbar).
Bei der Analyse, Beurteilung und Festschreibung von Betriebs-/Handlungsanweisungen zum Topropesichern im Seilgarten sollte man folgende Faktoren mindestens berücksichtigen (diese Liste ist nicht abschließend zu verstehen):
  • a. Potenzial für Fehlerquellen durch die Bedienung eines Sicherungsgerätes sowie Maßnahmen, um diese zu reduzieren (am Beispiel der Toprope-Sicherung z.B. ´Fehler beim Bremshandprinzip´ und als mögliche Maßnahme ´Hintersicherung des Sichernden´, siehe auch 4.a unten, `Verwendung eines selbstblockierenden Gerätes´ oder beides (=sicherste Variante))
     
  • b. Potenzial für Fehlerquellen, die auf das Material selbst zurückzuführen sind sowie Maßnahmen um diese zu reduzieren (am Beispiel der Toprope-Sicherung z.B. ´Fehler: unbeabsichtigtes Aushängen des Sicherungsseils aus einem Karabiner´ und als mögliche Maßnahme ´Verwendung von Karabinern mit spezieller Verschlusssicherung´)
     
  • c. Örtliche Situation: Aufbau der Anlage, Sicherungssituationen, Lage und Konstruktion der Toprope-Punkte (z.B. Pendelwirkung, Seilumlenkung, bewegliche Umlenkpunkte, Lastreduzierung im Umlenkpunkt, ...), Wer sichert (unerfahrene Teilnehmer, geschulte Betreuer, ...)?, Höhe der Elemente in Zusammenspiel mit den verwendeten Seilen (Seildehnung), Fallfreiräume und Hindernisse, ...
     
  • d. Ausbildung und Schulung der Sicherungspersonen, die die Sicherungsgeräte bedienen bzw. der Anleiter, die Gruppen beim Sichern beaufsichtigen
     
  • e. Aspekte und Gefahrabwägungen, die mit einem Wechsel des vorhandenen Sicherungssystems auf ein neues Sicherungssystem verbunden wären (siehe auch 3.d)
     
  • f. eigene Statistiken und Dokumentationen, die stichhaltige Nachweise dazu liefern, wie verlässlich das eingesetzte Sicherungssystem vor Gefahren schützt. (Als stichhaltig könnte man eine solche Sammlung wohl bezeichnen, wenn wirklich alle fehlerfreien Vorgänge sowie alle Fehler und Beinahe-Fehler dauerhaft über einen langen Zeitraum erfasst und ausgewertet würden.)
     
  • g. Berücksichtigung von ´best practices´ zum Toprope-Sichern, und hier insbesondere auch die Erkenntnisse aus den gut erforschten und artverwandten Handlungsfeldern wie z.B. dem Sport- oder Hallenklettern (Da es sich bei Seilgärten – im Gegensatz zur Eigenwahrnehmung unserer Branche – um eine sehr spezielle und vergleichsweise seltene Nischenanwendung bergsportlicher (und anderer) Techniken handelt, ist eine Orientierung an bedeutenderen Anwendungsbereichen sinnvoll. Dies gilt insbesondere für Fragestellungen, die in unserer Branche bisher nur wenig oder überhaupt nicht beforscht wurden (wie z.B. die Toprope-Sicherung).

3) Benchmarking
In den vergangenen Jahren hat sich viel getan und die Lektüre z.B. des Artikels `Sicherungsgeräte im Vergleich´ (SEMMEL, Chris in bergundsteigen.at 2/2013, S. 58-64) kann, bei der Festlegung von Betriebs-/Handlungsanweisungen für Sicherungsprozeduren, bestimmt hilfreiche Tips über Vor- und Nachteile von Sicherungsgeräten geben. Wenn es um die Anwendung von Geräten geht, ist die sog. ´Kletterhallen-Studie´ ebenfalls lesenswert und kann helfen, die selbst eingesetzten Sicherungstechniken zu reflektieren oder ´unter die Lupe zu nehmen´ (veröffentlicht unter dem Titel ´Homo verticalis indoorensis´ in bergundsteigen.at Teil 1 im Heft 4/2012 und Teil 2 im Heft 1/2013). Im Archiv der „bergundsteigen“ finden sich zahlreiche weitere Betrachtungen zu diesem Thema – die meisten sind sehr lesenswert und von Relevanz für Seilgärten mit Fremdsicherungssystemen.

Einige Fazits aus o.g. Artikeln unterstreichen, dass ...
  • a. ... jedes Sicherungsgerät fehlbedient werden kann. Das „perfekte Gerät“ gibt es nicht.
  • b. ... Bedienungsanleitungen in Form von Text und Zeichnungen nicht ausreichen und praktische Schulung und Übung unerlässlich sind.
  • c. ... es einen technischen Fortschritt gibt, der nicht ignoriert werden sollte.
  • d. ... Vorsicht geboten ist, wenn man von einem gewohnten auf ein neues Sicherungsgerät wechseln möchte. Erst schulen, dann unter Aufsicht und mit ´Hintersicherung´ trainieren, bevor man das Gerät im ´Ernst-Fall´einsetzt. Gerade wenn es sich nicht um Privatgebrauch handelt, sondern man so einen Wechsel systematisch hundertfach im Seilgartenbetrieb mit wechselnden Akteuren implementieren möchte, ist hohe Aufmerksamkeit, Weitsicht und Wachsamkeit geboten. Gleichwohl ist bei einem Wechsel auf ein fortschrittlicheres, sichereres System (vgl. c.) ein solcher Aufwand gerechtfertigt.
  • e. ... ´Halbautomaten´ (insbesondere paniksichere Geräte) grundsätzlich eine Sicherheits-´Reserve` darstellen können, um z.B. Fehler beim `Bremshand-Prinzip´ oder andere menschliche Fehler zu kompensieren.
  • f. ... bestimmte Sicherheits-Handlungen – sofern sie routinemäßig ausgeführt werden – das Vorkommen menschlicher oder technischer Fehler zu reduzieren helfen (z.B. der Partner-Check, der im Seilgarten z.T. als 4-Augen-Check bekannt ist oder Ähnliche).

4) Spezielle Anforderungen für den Bereich der Seilgärten
  • a. Im ERCA-Ausbildungsstandard (Kap. VII B.2.3 Sicherungstechniken, Stand Frühjahr 2005) wird die `Sicherung der Sichernden´ (auch ´Hintersicherung´ genannt) erläutert, die eine solche routinemäßige Sicherheits-Handlung (s. letzter Spieglstrich im vorherigen Abschnitt 3) sein könnte: „(...) Beim vertikalen Aufstieg auf ein Element wird das Topropesicherungssystem mit fixierter Umlenkung verwendet. (...) Die Achter-, HMS-, Bremsplatten- oder GriGri-Sicherung (Anm. des Verfassers: heute ist die Aufzählung dieser Geräte natürlich nicht mehr als vollständig zu bezeichnen – hier hat sich seit Formulierung der Standards viel getan) erfolgt immer durch einen Trainer oder mit mindestens zwei Teilnehmer. Dabei ist der Sicherer immer durch mindestens einen Teilnehmer am Bremsseil zu hintersichern. Mit Hintersicherung wird das zusätzliche Halten des Bremsseiles durch einen weiteren TN hinter dem Sichernden bezeichnet. (...)“. Die Verlässlichkeit der Hintersicherung kann gesteigert werden, wenn der Hintersichernde das Seil nicht nur festhält, sondern „Luftmaschen“ in den Seil knüpft (bzw. diese beim Ablassen wieder löst) oder mittels Prusik mit dem Sicherungsseil verbunden ist. Bei diesen Techniken ist jedoch noch genauer als sonst auf mögliche Schlappseilbildung zu achten.

    Auf andere Anwendungen wie Rettung und Arbeiten in der Höhe (also z.B. Seilgartenbau) gehen wir an dieser Stelle nicht näher ein. Für alle Belange zur Rettung gibt die ERCA-Rettungsempfehlung viele nützliche Informationen.
     
  • b. In der EN15567 werden vorrangig die Sicherungssysteme (EN15567-1:2015, Kap. 4.3.5) definiert. Die Toprope-Sicherung fällt unter die Fremdsicherungssysteme, zu denen die Methoden nicht weiter erläutert werden: ''Fremdsicherungssystem: hierbei müssen die Teilnehmer einen Auffanggurt tragen, der an einem Seil befestigt ist, das von einer oder mehreren Personen durch geeignete Techniken gesichert wird. Fremdsicherungssysteme müssen die relevanten Abschnitte der Europäischen PSA-Normen befolgen'' (EN15567-1:2015, Kap. 4.3.5.1 Abschnitt c). Lediglich der Betreuungsschlüssel wird in EN15567-2:2015 Kap. 9.4 definiert mit: „Es muss mindestens ein Betreuer für vier Teilnehmer (in der Höhe) vorhanden sein. In solchen Fällen müssen die sichernden Personen unter einer Beaufsichtigung der Stufe 1 (Definition Beaufsichtigung Stufe 1 nach prEN15567-2:2015 Kap. 3.5: „Zustand, in der ein Betreuer physisch eingreifen kann, um die fehlerhafte Verwendung eines Einzelsicherungssystems zu verhindern, die zum signifikanten Risiko einer ernsthaften Verletzung oder zum Tod führen kann.“) durch den Betreuer stehen.“

5) Vorgaben durch den Erbauer beachten und zeitgemäß anpassen
Der Erbauer der Hochseilgartenanlage sollte nach EN15567-1:2020 Kap. 8.2 ein ''Benutzerhandbuch für Betreiber'' zur Verfügung gestellt haben, in dem eine ''Beschreibung und Eigenschaften der persönlichen Schutzausrüstung (...)'' (vgl. EN15567-1:2020 Anhang B aufgeführt sind. Dort sollte auch dokumentiert sein, wie die Fremdsicherung ('Topropesicherung') ausgeführt werden soll. Liegt solch ein Manual nicht vor oder ist ein Anwendungsbereich nicht beschrieben, so sollte man einen Vorschlag ausarbeiten (mit Beratung des Erbauers bzw. Sachkundigen oder selbst als Betreiber) und wenn möglich diesen Vorschlag vom Erbauer (schriftlich) bestätigen lassen und ihn in das 'Seilgartenmanual' aufnehmen. Dabei sollte man beschreiben, aufgrund welcher Bewertung man sich für das Sicherungssystem oder dessen Modifikation entschieden hat, was der Sicherheitsgewinn ist und wie die Anwendung, Überprüfung und Einweisung zu erfolgen hat.

Ein Seilgartenmanual darf nicht als statisches Dokument verstanden werden. Änderungen werden immer dann notwendig, wenn kritische Ereignisse (Unfälle, Beinahe-Unfälle, andere Vorkommnisse) eintreten bzw. sich häufen (siehe 2.f) oder sich neue Standards in der Branche durchsetzen (siehe 3).

 
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